Das Runner’s High: Bei Läufer*innen bekannt, dennoch ein Mysterium?

Wollen wir das nicht alle? Beim Laufen „high“ werden? Aber was ist ein Runner s High eigentlich, wie bekomme ich es und wie lange oder schnell muss ich dafür laufen? Außerdem stellt sich oft die Frage: Warum erreichen andere es und ich nicht? Die Wissenschaft versucht Antworten zu geben, die wir hier für dich vereinfacht darstellen wollen.
Was ist ein Runners High?
Das klingt doch nach einem erstrebenswerten Zustand! Schauen wir, was wir dafür tun können. Die Intensität und Dauer des Laufs scheinen eine Rolle dabei zu spielen, körpereigene Substanzen herzustellen, die das Hochgefühl triggern.

Wodurch wird das Runner’s High verursacht? Endorphine versus Endocannabinoide
❤️ Die Endorphin-Hypothese
Endorphine können als körpereigne Opiate bezeichnet werden. Ein Endorphin-Rausch verursacht in erster Linie eine Schmerzunterdrückung in den Muskeln. Aber gibt es auch direkte Einwirkung auf das Gehirn? Nur über einen Umweg. Während des Laufens erhöht sich der Beta-Endorphin-Wert im Blut, aber Beta-Endorphine sind zu groß, um über das Blut ins Gehirn zu gelangen.
Allerdings gelingt ihnen das laut neuerer Forschung mithilfe von Enkephalinen , also schmerzlindernden Peptiden. Gehirn-Scans während zweistündiger Läufe veranschaulichten, dass sich Endorphin-Ausschüttungen in den präfrontalen und limbischen Regionen des Gehirns zeigten, die ansonsten bei Reaktionen auf Emotionen wie Liebe aufleuchten.
Die Endocannabinoid-Hypothese
Nicht zufällig erinnert der Name Endocannabinoide an Cannabis, denn er ist von diesem abgeleitet und diese körpereigene Substanz wird ebenfalls beim Laufen verstärkt ins Blut abgegeben und verursacht eine ähnlich berauschende Wirkung. Endocannabinoide können die Blut-Hirn-Schranke leichter passieren als Endorphine und sorgen neben der mentalen Euphorie ebenfalls für Schmerzbetäubung.
In einem Experiment , in dem Mäuse fünf Stunden in Laufrädern laufen mussten, ließ sich ein Zusammenhang zwischen Runner s High und den Cannabinoid-Rezeptoren nachweisen, denn die Mäuse zeigten weniger Schmerzempfindlichkeit und Angst nach dem Laufen. Bekamen die Mäuse Endocannabinoid-Blocker, blieben sie trotz des Laufens ängstlich und schmerzempfindlich. Die Blockierung von Endorphin-Rezeptoren hingegen führte zu keiner Veränderung des regulären Angst- und Schmerzempfindens der Mäuse.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es wohl weder Endorphine noch Endocannabinoide allein sind, die ein Runner’s High auslösen. Stattdessen werden diese beiden stimulierenden Substanzen gleichzeitig – und wohl noch weitere – beim Laufen aktiviert und dieses Phänomen muss weiterhin erforscht werden.

Wie erlange ich ein Runner’s High?
- ⏱️ Wie bereits im oben skizzierten Gehirn-Scan-Experiment erwähnt, zeigten sich deutliche Anzeichen eines Runner’s High bei Läufen über zwei Stunden . Eine Stunde ohne Unterbrechungen kann unter Umständen auch schon reichen, um diesen Zustand zu erreichen.
- Wichtig bei längeren Läufen ist die Intensität. Diese sollte eher moderat sein aber dennoch den Körper fordern, sodass die körpereigenen Substanzen angeregt werden.
- Du solltest in einen rhythmischen, gleichmäßigen Flow kommen, um einen tranceartigen Zustand zu erreichen. Dabei kann dir zusätzlich auch Musik während des Laufes helfen.
- ♀️ Sollte dein Lauf kurz sein, geben dir kontrollierte, kurze Sprintintervalle die Chance, ein Runners High zu erreichen.
- ☯ Es gilt, die richtige Balance zwischen Über- und Unterforderung für den Körper zu finden und gemeinhin gilt ein moderater Zweistundenlauf als Sweetspot.
Warum bekommen andere ein Runner’s High und ich nicht?
Vielleicht läufst du auch etwas zu schnell und überforderst deinen Körper. Oder du hast einfach andere körperliche Voraussetzungen, denn die Produktion und Ausschüttung von körpereignen Hormonen kann von Mensch zu Mensch stark variieren, wie ein Speicheltest von 25 Laufkamerad*innen zeigte.
Grundsätzlich ist aber jeder Mensch biologisch in der Lage, einen Runner’s High zu erlangen. Bei manchen erfordert es nur etwas mehr Experimentieren mit der Dauer und Intensität des Laufs.