Pflegetipps für Outdoor Jacken

Tipps und Tricks rund ums Softshell Waschen und Co.

© Romain Gal, Unsplash | Text: Martin Ohliger

Die Wettervorhersage hat dich mal wieder reingelegt. Auf deinem Waldspaziergang wird es entgegen aller Ansagen immer dunkler, bis die ersten Tropfen fallen. Innerlich fluchend brichst du ab und siehst zu, dass du so schnell wie möglich nach Hause kommst. Der Rest des Tages ist gelaufen, denn wieder und wieder fragst du dich, wieso du es so lange vor dir hergeschoben hast, die Imprägnierung deiner Jacke aufzufrischen. Das hätte dich vielleicht fünf Minuten gekostet und deinen Waldspaziergang gerettet.

Eine gute Jacke ist die Basis, mit der in der dunklen Jahreszeit deine gesamte Bekleidung steht und fällt. Sie hält dir im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken frei. Wenn rund um deinen Oberkörper ein angenehmes Klima herrscht, dann frieren auch Arme und Füsse nicht so schnell. Deine Outdoor-Jacke schützt dich vor Regen, Wind und Kälte und lässt dabei noch genug Luft an deine Haut, sodass du nicht schwitzt und deswegen auskühlst. Damit sie das alles leisten kann, braucht sie regelmässig ein bisschen Zuwendung. Das ist weder viel Aufwand noch kompliziert und führt dazu, dass die Wettervorhersage dir herzlich egal sein kann. So ganz nebenbei hilft das auch, deinen Geldbeutel zu schonen. Denn je länger deine Jacke ihre Funktion beibehält, desto mehr rentiert sich ihr Anschaffungspreis. Dass dadurch auch wertvolle Ressourcen geschont werden, kommt noch oben drauf.

Outdoorjacken waschen
© Martin Ohliger

Waschen

Eine angemessene Pflege fängt beim Waschen an. Generell solltest du deine Jacke so oft wie nötig, aber so selten wie möglich waschen. Jeder Waschgang bedeutet Stress für das Gewebe, die eventuell vorhandene Imprägnierung und Membran, selbst wenn du dich haargenau an die Anleitung hältst. Grundsätzlich solltest du die Jacke also eher zum Lüften an die frische Luft hängen, als sie nach jeder Benutzung in die Waschmaschine zu stopfen. Hygienische Bedenken brauchst du dabei nicht zu haben, schliesslich ist es eine Jacke und keine Unterwäsche, die du beim Sport getragen hast. Bei punktuellen Verschmutzungen (z.B. am Kragen oder den Bündchen) kann ein feuchter Lappen schon Wunder wirken.

Nur wenn die Jacke stark verschmutzt wurde und insbesondere, wenn sie grössere Mengen Salz (von Schweiss oder Meerwasser) abbekommen hat, ist auf jeden Fall eine Wäsche angesagt. Für alle Jackentypen gilt: Das Etikett mit den Pflegehinweisen gibt die Marschrichtung vor.

Softshell waschen und Co.

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass deine Jacke eine Softshelljacke mit einer Membran wie zum Beispiel GORE-TEX ist. Diese Jackenart ist nicht ohne Grund enorm beliebt, da sie normalerweise für alle Aktivitäten in Westeuropa ausreichend Schutz bietet. Wenn du also eine Softshell Jacke waschen willst, kannst du sie in der Regel bei 30 Grad im Schonwaschgang waschen, das Pflegeetikett informiert darüber. Bevor du die Jacke in der Maschine wäschst, musst du alle Knöpfe, Reiss- und Klettverschlüsse schliessen. So verhinderst du, dass die Softshell Jacke beim Schleudern ausleiert oder sich durch Kontakt mit rauen Oberflächen Pilling bildet. Es schadet auch nicht, einen speziellen Waschbeutel zu benutzen. So schützt du nicht nur deine Jacke vor Abrieb in der Waschmaschine, sondern verhinderst mit bestimmten Modellen sogar, dass Mikroplastik ins Abwasser gelangt.

Wenn du deine Softshell waschen musst, solltest du immer mildes Flüssigwaschmittel oder spezielles Waschmittel für Funktionskleidung nutzen. Weichspüler ist ein absolutes No-Go. Prüfe also die Pflegeanleitung genau, wenn du deine Softshell Jacke waschen willst. Achte auf die richtige Dosierung, denn eine „Viel hilft viel“-Mentalität geht bei Funktionskleidung nach hinten los. Im schlimmsten Fall verstopfst du so die Poren der Membran. Viele Jacken mögen es auch nicht, besonders schnell geschleudert zu werden, deswegen müssen 800 Umdrehungen reichen. Zum Trocknen ist in der Regel die Wäscheleine die beste, weil schonendste und umweltverträglichste, Lösung. Aber bitte nicht in der prallen Sonne!

Daunen

Daunenjacken solltest du aus zwei Gründen besonders vorsichtig waschen: Sie sind als Naturprodukt recht empfindlich und in der Regel auch nicht ganz billig. Zur Vorbereitung schliesst du alle Knöpfe, Reissverschlüsse und Kordelzüge und ziehst die Jacke auf links. Sie kommt nur alleine in die Maschine, damit die Daunen nicht gequetscht werden. Herkömmliches Waschmittel ist absolut tabu, da es die Daunen angreift. Stattdessen benutzt du ausschliesslich spezielles Daunenwaschmittel. Sollte das Pflegeetikett nicht widersprechen, dann stellst du die Waschmaschine auf 30 Grad im Schonwaschgang ohne Schleudern ein. Auch beim Trocknen ist besondere Vorsicht geraten, damit die nassen Daunen nicht verkleben. Im Idealfall hast du einen Trockner und lässt die Jacke dort bei niedriger Temperatur zusammen mit zwei Tennisbällen rotieren. Durch die Bälle gerät die Jacke in Bewegung und die Daunen werden aufgebauscht. Wenn du nur einen Wäscheständer hast, dann musst du selber die Jacke während des Trocknens regelmässig bewegen. Aber Vorsicht: Nasse Daunenjacken können sehr empfindlich sein, geh also nicht zu grob vor und schüttel sie nicht aus.

Wolle

Wolljacken mit ihren natürlichen, anti-bakteriellen Eigenschaften müssen seltener gewaschen werden als Jacken aus anderen Stoffen. Sie verlieren mit jedem Waschgang allerdings ein kleines bisschen ihrer Superpower. Häng deine Wolljacke also öfter mal an die frische Luft als sie in die Waschmaschine zu stopfen. Wenn es wirklich nötig ist, dann wasch sie kalt im Schonprogramm mit speziellem Wollwaschmittel. Alle Kleidungsstücke aus Wolle dürfen nur in Form gebracht und flach hingelegt getrocknet werden, weil sie sehr leicht ihre Form verlieren.

Wasserabweisende Imprägnierung

Eine der wichtigsten Eigenschaften von Outdoorjacken ist ihre Fähigkeit, dich vor Regen zu beschützen. Die sogenannte DWR-Imprägnierung (für „durable water repellent“ – dauerhaft wasserabweisend) ist bei den meisten Jacken die erste Barriere, die Regenwasser überwinden muss. „Dauerhaft“ ist in dem Fall ein ziemlicher Euphemismus, der nur zutrifft, wenn du dich regelmässig um die Imprägnierung kümmerst. Wann du tätig werden solltest, verrät dir der der Abperltest, der sich zum Beispiel dann anbietet, wenn die erste Herbstwanderung ansteht. Mit einer Sprühflasche trägst du beherzt mehrere Pumpstösse Wasser auf die hängende Jacke auf. Falls sich das Wasser in Tropfen sammelt und abperlt, kannst du die Jacke bedenkenlos tragen. Sollte sich allerdings die oberste Schicht der Jacke vollsaugen, ist es Zeit zu handeln. Bei vielen Jacken verhindert zwar eine Membran, dass du sofort klatschnass wirst, aber mit der Atmungsaktivität ist es dahin.

Jacke mit wasserabweisender Imprägnierung
© Martin Ohliger

Bei Jacken mit GORE-TEX-Membran helfen 20 Minuten im Trockner bei niedriger Temperatur nach dem Waschen, die wasserabweisenden Eigenschaften des Materials wiederherzustellen. Aber auch das kannst du nicht beliebig oft wiederholen, irgendwann musst du die Imprägnierung auffrischen. Die Pflegeanleitung der Jacke gibt Aufschluss, welche Produkte sich dafür eignen. Sogenannte PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien) wurden lange Zeit in diesem Bereich eingesetzt, weil davon ausgegangen wurde, dass sie unschädlich sind. So klar ist das nicht mehr, weshalb es mittlerweile eine breite Auswahl an Mitteln gibt, die ohne sie auskommen und den gleichen Effekt erzeugen. Sprays sind zwar etwas aufwendiger anzuwenden, imprägnieren aber im Gegensatz zu Waschmitteln wirklich nur aussen, wo du es brauchst, und erhalten so die Atmungsaktivität.

Reparatur

Nur, weil du eine unglückliche Begegnung mit einem Dornenstrauch hattest, brauchst du noch keine neue Jacke. Risse und kleine Löcher lassen sich recht einfach wieder reparieren, falls du über ein bisschen Geschick und eine Nähmaschine verfügst. Aber auch, wenn dein Reissverschluss nicht mehr schliesst oder du dir bei einem Sturz grössere Löcher eingefangen hast, ist die Zeit für die Altkleidersammlung noch lange nicht gekommen. Aus einer Jacke mit einem zerfetzten Ärmel lässt sich ohne Probleme eine Weste machen. Falls selbst zu nähen keine Option ist, bieten viele Firmen inzwischen einen Reparaturservice an.

Richtig pflegen – lange Freude haben

Der Blick auf das Pflegeetikett und regelmässige Imprägnierungen können dafür sorgen, dass kein Waldspaziergang mehr wegen plötzlich aufziehendem Regenwetter ausfallen muss. Selbst wenn deine Jacke buchstäblich auseinanderfällt, kannst du selber oder der Reparaturservice vieler Hersteller noch helfen. Denn eins ist klar: Jacken sind keine Saisonartikel, sondern begleiten dich im besten Fall den Rest deines Lebens.

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