Vanlife - Campen mit Kindern

Urlaub mit Kindern im Campingvan

© lucas Favre, Unsplash | Text: Friederike Kosche

Die Tür geht auf, die Camping Kinder purzeln hinaus und strömen in alle Himmelsrichtungen, um den neuen Standort zu erkunden. Vanlife mit Kindern wird zum grossen Fest für ihren jungen Abenteuergeist. An jedem Stellplatz gibt es neue Verstecke zu erkunden, Bäume zu erklettern und Freundschaften zu schliessen. Das Verreisen mit dem eigenen kleinen Haus kann so manches Mal an ein idyllisches Bullerbü-Paradies erinnern.

„Wenn die Regentropfen auf das Dach prasselten, fanden es meine Enkel besonders gemütlich in unserem Wohnwagen.“ Erinnerungen wie diese zaubern nicht nur Oma Gerda immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Wenn sie von den Regentagen erzählt, die ihren Wohnwagen in eine Slalomstrecke für Matchbox-Autos verwandelten, dann scheint es wahr zu sein: Am Ende bleiben die schönen Erinnerungen.

Bei all der Camping-Romantik sollten wir jedoch nicht vergessen: Vanlife bedeutet auch Zusammenleben auf engstem Raum, Wetterlaunen und Ungeduld bei der ewigen Suche nach einem geeigneten Stellplatz. Das stellt schon ein Leben zu zweit so manches Mal auf die Probe. Kommen nun beim Campen mit Kindern auch noch Kids oder Jugendliche hinzu, öffnet sich eine neue Dimension.

Wir wollten mehr darüber erfahren und haben Erfahrungsberichte über die verschiedensten Altersbereiche hinweg gesammelt. Dabei konnten wir sogar ein paar Tipps mitnehmen, die dazu beitragen, dass die ganze Familie am Ende des Urlaubes mit einem seligen Lächeln davon berichtet.

Camping mit Kindern
© Clay Banks, Unsplash

Für die Elternzeit in den Van ziehen? Warum nicht!

Lene und Stefan hatten gerade das Kinderzimmer in den heimischen vier Wänden in freudiger Erwartung auf ihren Nachwuchs vorbereitet. Die Wickelkommode stand, der Werkzeugkoffer war noch geöffnet und Stefans Motivation ungebrochen: Warum nicht auch ein mobiles Kinderzimmer bauen? „Mit so einem Sprinterausbau hatte ich schon immer geliebäugelt.“ Aus Stefans Idee wurde schnell Realität und so hatte Emil schon bald nach seiner Geburt einen Schlafplatz auf Rädern. „Wir haben ein kleines separates Bettchen neben unseres gebaut, wo Emil auch während des Tages ungestört schlummern konnte.“

Sobald der Startschuss für die gemeinsame Elternzeit fiel, machten sich die drei auf den Weg. Emil schaukelte entspannt auf seiner Liegewippe unter schattigen Bäumen und Weinreben. „Das Schöne am Vanlife mit einem Baby ist, dass wir unseren regelmässigen Tagesablauf einhalten können und der Kleine immer im gleichen Bettchen schläft. Natürlich haben auch wir bessere und schlechtere Nächte, doch dank unseres Vans bestimmen wir die Geschwindigkeit, können stehen bleiben, wo es uns gefällt, und verbringen eine unglaublich intensive Zeit zusammen.“

Camping Kinder: Wie Schulkinder die Natur auf ihre Art und Weise entdecken

Die kindliche Neugierde kommt selten mit sauberen Klamotten, das hat auch Jana lernen dürfen: „Wir waren auf den letzten Kilometern einer langen Wanderung, die Kinder waren müde und ich wollte sie motivieren, indem wir gemeinsam nach Blaubeersträuchern Ausschau hielten. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Anton ging vor und war kurz darauf umgeben von einem Mückenschwarm. Die Hände von den Blaubeeren gefärbt, schlug er nun wild um sich und auf seinem hellen Shirt wurde jeder Schlag dokumentiert.“

Schmutzige Klamotten lassen sich bei Kindern nicht vermeiden. Und die Waschmaschine ist nicht gerade in greifbarer Nähe, wenn ihr mit dem Van unterwegs seid. Denkt also bereits vor Abreise an das Extra-Shirt. Und wenn es doch mal unerwartet knapp wird im Kleiderschrank Janas Tipp: „Einfach das Shirt umkrempeln. An den Aussennähten stört sich keiner, wenn wir in der Wildnis rumtoben.“

Jacke mit wasserabweisender Imprägnierung
© Markus Spiske, Unsplash

Die Vorschulzeit voll ausgekostet - Campen mit Kindern

Die Sonne scheint vom blauen Himmel, dass man meinen könnte, ein neuer Sommertag bricht heran. Doch die gefärbten Blätter können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Herbst beginnt. „Unsere Van-Routine spielt sich über den Sommer immer besser ein und wir wollten uns von den kühleren Nächten nicht aus dem Van vertreiben lassen“, sagt Nils. Jakob, der gerade Anlauf auf die nächste Pfütze nimmt, scheint seinem Vater nichts entgegenzusetzen zu haben. Doch Hand aufs Herz – der Herbst taucht die Landschaft nicht jeden Tag in goldgelbe Farben. Wind und Regen sind regelmässige Begleiter. Mit der richtigen Einstellung kommt jedoch auch bei ungemütlicheren Wetterlagen Freude auf. Als begeisterter Surfer schlägt Nils das Herz höher, sobald der Wind um den Van pfeift. Kurzer Check der Windrichtung, Vater und Sohn stellen sich auf das Longboard und halten die IKEA-Tüte in die Höhe. Kurz darauf greift der Wind auch schon in die Tüte und lässt die beiden über den glatten Asphalt rollen.

Bei Regen setzen Nils und Anne hingegen auf Gemütlichkeit. Wenn alle Bücher (vor-)gelesen sind und Malhefte ausgemalt wurden, wird eine Höhle gebaut. „Ein paar Extra-Decken haben wir immer dabei. Dann wird die Wäscheleine kurzerhand zwischen die Vordersitze gespannt und fertig ist das Versteck.“ Und so sitzt Jakob mit Stirnlampe in seiner Höhle, lässt Kekskrümel zwischen die Matratzen fallen und lauscht, wie Regentropfen auf das Autodach prasseln.

Campen mit Kindern
© Mondo Generator, Unsplash

Ist Urlaub im Van pubertätskompatibel?

Im Alltag sind wir zumeist in unsere täglichen Routinen eingespannt: erst Schule, später dann Chorproben, Sportkurse oder Treffen mit Freunden. „Beim Abendbrot ging es nur noch um Hausaufgaben, Schulnoten und organisatorisches Tetris“, erinnert sich Holger. „Ich wollte gerne wieder als Familie zusammenwachsen und da haben wir beschlossen, die Sommerferien für einen verlängerten Trip in unserem Van zu nutzen.“ Schon bevor es losging, kam gemeinsame Freude auf. Holger baute mit seiner Tochter Mona den Van aus. Mit vier Erwachsenen auf engstem Raum zu leben, stellt völlig andere Anforderungen an Platz und Privatsphäre. Während die beiden an einer zusätzlichen Liegewiese tüftelten, plante Brigitte mit ihrem Sohn die Route. „Lukas hatte nie grosses Interesse am Geografieunterricht, aber jetzt, wo es darum ging, welche Bergketten wir überqueren würden und in welchen Städten wir Rast machten, wurde er zum Landkartenfan.“

Wer jetzt denkt, dass die Reise von launischen Pubertierenden geprägt war, die nur Augen für ihre Handys hatten, liegt falsch: „Natürlich gab es Auseinandersetzungen, doch wenn es hart auf hart kam, haben alle zusammengehalten, aber auch gezeigt, dass wir die Privatsphäre eines jeden Einzelnen respektieren.“ Vanlife heisst nicht, dass man alles gemeinsam erleben muss, sondern dass man das Erlebte teilt. Kultig war es schon immer, mit dem Wohnwagen oder Van zu verreisen. Derzeit erfreuen sich Campingurlaube einer neuen Popularität und damit natürlich auch Campen mit Kindern. Manch eine*r erinnert sich dabei an die eigene Kindheit zurück, für andere ist es vollkommen neues Terrain. Am Ende der Ferien fegen wir dann aber alle die Kekskrümel aus dem Van und nehmen Erinnerungen mit, die mindestens genauso lange halten werden wie die Blaubeerflecken auf dem Shirt.

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