Der adidas TERREX Agravic Flow 2.0 Trailrunning-Schuh im Test
adidas preist den TERREX Agravic Flow 2.0 als Allrounder an, der überall funktioniert, von alpinem Gelände über den Waldweg bis zur asphaltierten Straße, die dich zu deinem Trail führt. Das wäre tatsächlich der ideale Trailrunning-Schuh für Stadtbewohner*innen wie mich, die den Trail nicht gleich vor der Tür hat, aber den Schuh in gemischtem Terrain testen konnte. Auch wenn alpines Gelände nicht dabei war, erfahrt ihr hier, wie sich der Agravic Flow 2.0 geschlagen hat und welches Potenzial in ihm steckt.
Das getestete Produkt

Fakten zum adidas TERREX Agravic Flow 2.0
TERREX ist die Wander- und Trailrunning-Schuh-Marke von adidas und wie der Name Agravic Flow 2.0 erahnen lässt, ist dieser zwischen dem adidas TERREX Speed Flow und dem Agravic Ultra angesiedelt. Er soll quasi ein Lückfüller zwischen einem schnellen, „flowigen“ und einem sehr robustem, alpinen Trailschuh sein: dynamisch und stabil – eine schwer lösbare Aufgabe. Die Kennung 2.0 lässt auf ein Update schließen und tatsächlich wurde bei dieser Neuauflage des Agravic Flow das in der Laufszene bekannte und beliebte firmeneigene Boost-Material gegen das ebenfalls von adidas entwickelte Lightstrike-Material ersetzt.
Letzteres sorgt dafür, dass der Schuh steifer und leichter geworden ist, wobei er mit seinen 280 Gramm pro Schuh in der Damenversion und mit 320 Gramm in der Herrenversion im oberen mittelschweren Bereich für einen Trailschuh liegt.
Auch die Sprengung, also der Höhenunterschied zwischen Ferse (28 Millimeter Standhöhe) und Zehen (20 Millimeter Standhöhe) liegt mit 8 Millimetern im traditionellen, oberen Mittelbereich und ist typisch für adidas. Das dürfte eine große Bandbreite von Laufstilen von Mittelfuß- bis Fersenlauf abdecken. Hundertprozentige Vorfußläufer*innen werden eher eine geringere Sprengung bevorzugen.

Für Stabilität im Mittelfußbereich sorgt das extrem feste, farblich abgehobene Promoderator-Element in der durchgängigen EVA-Lightstrike-Mittelsohle. Da es sich aber nicht nur über die Innen-, sondern auch über die Außenseite erstreckt, kann man hier allerdings nicht von einem klassischen Stabilschuh mit Pronationsstütze sprechen, denn die Stützfunktion gilt für beide Seiten.
Das Promoderator-Element sorgt also dafür, dass der Fuß sehr fest mittig im Schuh gehalten wird. Es soll ihn zusätzlich gegen Geröll schützen, versteift die Sohle aber auch extrem. Viele Marken gehen hier den umgekehrten Weg und entkoppeln Vor-und Rückfuß, indem sie Torsions-Elemente einbauen, um für mehr Flexibilität zu sorgen.
Das Herzstück ist die griffige, langlebige Continental-Gummisohle, eine Laufsohle, die adidas schon viele Jahre erfolgreich in unterschiedlichen Versionen bei einem Großteil seiner Lauf- und Wanderschuhe verwendet. Die Stollen dieser Laufsohle sind vier Millimeter lang und im Vorfußbereich nach vorne sowie im Rückfußbereich nach hinten ausgerichtet, um bergauf und bergab jeweils den nötigen Halt zu geben.
Das sehr harte Rock-Protection-Element auf Höhe des Fußgewölbes ist als Aussparung unter der Laufsohle sichtbar und soll das Durchdrücken von Steinen verhindern.

- Modell soll die Lücke zwischen dem schnellen, flowigen TERREX Speed Flow und dem robusten Agravic Ultra schließen
- Die 2.0-Version des Agravic Flow enthält das von adidas entwickelte Lightstrike-Material anstelle von Boost
- Gewicht: in der Damenversion 280 Gramm und in der Herrenversion 320 Gramm
- Sprengung: 8 Millimeter
- Promoderator-Element in der Mittelsohle sorgt für Stabilität im Mittelfußbereich, versteift die Sohle jedoch auch
- Gummisohle von Continental ist griffig und langlebig und hat Stollen von vier Millimetern Länge
- Das Rock-Protection-Element auf Höhe des Fußgewölbes verhindert das Durchdrücken von Steinen
Erster Eindruck
Der Agravic Flow 2.0 macht einen sehr hochwertigen, robusten Eindruck. In die Hand genommen wirkt er recht schwer und steif, die Sohle lässt sich kaum biegen.

Im Stand fühlen sich die Schuhe dann aber gut an und es ist definitiv genug Dämpfung zu spüren. Die Fersenkappe ist sehr fest und sitzt relativ hoch. Wie so oft bei adidas wirkt der Schuh in der Draufsicht vorne im Zehenbereich sehr spitz, der eigentliche Vorfußbereich ist aber breiter als es scheint.
Passform
Ich trage adidas-Schuhe vor allem aus zwei Gründen seit über 20 Jahren gerne, erstens wegen der hohen Qualität gepaart mit viel Expertise und zweitens wegen der charakteristisch schmalen Passform.
Letzteres erfreut nicht alle Läufer*innen und einige werden auch diesen Schuh zu schmal finden.

Der Agravic Flow 2.0 umschließt den Fuß fest, was an der bereits erwähnten steifen Fersenkappe, dem hohen Schuhkragen, dem festen, zweilagigen Mesh-Obermaterial, dem beidseitig platzierten Promoderator-Element unter dem Fußgewölbe und dem insgesamt eher schmalen Leisten liegt. Die Schnürung ist sehr kleinteilig und damit präzise, so lässt sich der Schuh noch genauer anpassen.
Lauferlebnis auf Schotter, Asphalt und Trails
Die relativ niedrige Standhöhe dieses Trailrunning-Schuhs verleiht ihm ein sehr direktes Laufgefühl. Das ist etwas, was ich persönlich eigentlich sehr mag. Aber gepaart mit der recht unflexiblen Sohle und vor allem mit dem festen Promoderator-Element, also der eingebauten Fußgewölbeunterstützung, die meinem Empfinden nach den höchsten Punkt im Schuh bildet, bereitete es mir Probleme in Form von Blasenbildung unter dem Fußgewölbe. Das passierte vor allem auf längeren Läufen und wenn ein großer Asphaltanteil dabei war.
Auf der Straße funktioniert der Schuh zwar, aber Spaß macht er nicht und in seinem Element ist der Agravic Flow 2.0 spürbar wirklich erst auf dem Trail. Vor allem der Grip bergauf und bergab, in Kurven und bei Nässe ist sehr beeindruckend. Die Continental-Sohle ist absolut zuverlässig, setzt sich aber sehr schnell mit feuchter Erde zu – wobei die Stollen lang genug sind und der Schuh keinesfalls an Traktion verliert. Zum Glück fühlt sich der Schuh am Fuß nicht so schwer an wie befürchtet, und die steife Fersenkappe verursachte auch keine Probleme.

Die Dämpfung des Agravix Flow 2.0 reicht für mich und meine Zwecke völlig aus, für meinen Geschmack könnte er aber gerne weniger Sprengung und eine flexiblere Sohle mit weniger Fußgewölbeunterstützung haben. Einfach auch aus dem Grund, dass ich nicht im alpinen Gelände unterwegs und auch keine ausgesprochene Trailläuferin bin, sondern als Triathletin nur der Abwechslung wegen mal auf den Trail gehe – auch wenn das in letzter Zeit immer häufiger passiert.
Fazit: Für wen ist dieser Trailrunning-Schuh geeignet?
Der adidas Agravic Flow 2.0 kommt einem ausgewogenen Allrounder schon recht nahe, vor allem, was Dämpfung und Sprengung betrifft. Ich persönliche besitze sowohl noch steifere als auch weichere Trailrunning-Schuhe. Durch seine Festigkeit spielt er seine Stärke aber auf technisch anspruchsvollem, felsigem Gelände deutlich besser aus, während er auf Asphalt nur für ein paar Kilometer pro Strecke geeignet und für den Stadtwald eigentlich überdimensioniert ist.
Von der Außensohle her, vor allem durch den überragenden Grip, macht er sich hervorragend bei Nässe und auch gewiss gut in alpinem Gelände, wobei es hierfür auch Schuhe mit geschlossenerem Obermaterial für besseren Geröllschutz gibt. Immerhin hat er einen Frontbumper, um die Zehen zu schützen, das Mesh ist robust sowie mit verstärkenden Overlays versehen und die Außensohle relativ weit hochgezogen.

Der Agravic Flow 2.0 braucht seine Zeit, damit er geschmeidiger wird. Wie bei einem klassischen Lederschuh merke ich, wie es von Lauf zu Lauf besser wird. Ich würde empfehlen, den Schuh zunächst nur auf kürzeren Läufen, möglichst konsequent im Gelände und sogar auch beim Wandern zu tragen, wenn er dir anfangs zu steif erscheint.
Meiner Meinung nach ist der Agravic Flow 2.0 nicht ideal für Einsteiger*innen oder Menschen, die ein weicheres Laufgefühl mit viel Energierückgabe vorziehen. Vom „Flow“ ist hier zumindest anfänglich eher weniger zu spüren. Vielmehr werden sich Läufer*innen freuen, die schon eine Weile in der Laufszene unterwegs sind und einen direkten, soliden und eher traditionellen Schuh vorziehen, der mehr Bodenkontakt bietet und ein vertrautes Laufgefühl aus den Tagen vermittelt, bevor extrem gedämpfte, sofaartige Schuhe mit hoher Standhöhe den Markt eroberten.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist überaus angemessen, hast du den Schuh erstmal eingelaufen, wird er dich lange begleiten.

adidas legt sich nicht auf eine Empfehlung in Sachen Distanz fest. Mein Eindruck ist, dass eine Trail-Halbmarathon-Distanz nach gewisser Eingewöhnungszeit ohne weiteres möglich ist, allerding eher im Training - soll es ein schneller Trail-Wettkampf sein, ist eventuell ein leichterer Schuh anzuraten, bei längeren Distanzen wäre ein nachgiebigerer Schuh wohl besser, jedenfalls für nicht-alpines Gelände.
Den adidas TERREX Agravic Flow 2.0. Trailrunning-Schuh gibt es für Männer und Frauen in vielen verschiedenen Farben und ansprechenden Designs sowie in einer GORE-TEX-Version für besonders kaltes und nasses Wetter.
- Ausgewogener Trailrunning-Schuh mit guter Dämpfung und Sprengung
- Gut geeignet für technisch anspruchsvolles, felsiges Gelände und bei Nässe
- Braucht Eingewöhnungszeit, um geschmeidiger zu werden
- Nicht für Einsteiger*innen oder Läufer*innen geeignet, die ein weicheres Laufgefühl bevorzugen
- Angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis
- In verschiedenen Farben und Designs sowie in einer GORE-TEX-Version erhältlich