5 Kletterinnen, die uns inspirieren

5 Kletterinnen, die uns inspirieren

Sie spürt den rauen Fels an ihren Fingern, das beißende Ziehen in den Unterarmen, eine leicht zitternde Spannung in den Beinen und den spitzen Druck am Fuß von der schmalen Kante, auf der sie steht. Dabei ist ihr Kopf aber hochkonzentriert auf die nächste Bewegung gerichtet, ihre Gedanken sind klar, der ganze Körper fühlt sich gespannt und gleichzeitig frei an.

Obwohl es immer einige Frauen gab, die ihrer Kletterleidenschaft nachgegangen sind, war dieser Sport, wie viele andere, lange Zeit dominiert von Männern. Der Sport sei zu gefährlich, Frauen wären zu klein, hätten zu wenig Muskelkraft und Hornhaut an den Händen sei nicht damenhaft. Obwohl sich diese Klischees weitestgehend gewandelt haben, merkt man heute noch, dass viele Routen standardmäßig für eher große Körper mit langen Armen eingestuft wurden. Das heißt aber nicht, dass Frauen nicht klettern und ganz oben mitmischen. Im Endeffekt klettert sowieso jede*r anders, hat unterschiedliche Stärken und muss jede Route für sich selbst projektieren.

Wir möchten hier fünf Kletterinnen vorstellen, die uns inspirieren, faszinieren und zu neuen Höhen klettern lassen. Manche wachsen beim Klettern über sich hinaus. Andere suchen sich die schwersten Routen und immer neue Herausforderungen aus. Wieder andere spezialisieren sich auf bestimmte Disziplinen oder wollen mehrere meistern. Und wiederum andere leben ihren unbändigen Abenteuergeist aus. Sie alle inspirieren uns auf unterschiedliche Art und Weise.

Angela Eiter (Österreich)

Angy gehört zu den weltbesten Kletterinnen und hat während ihrer Wettkampfkariere zahlreiche Meisterschaftstitel gewonnen – allein schon vier Weltmeisterschaften im Lead-Klettern. Aber auch außerhalb der Halle hat sie Großes im Klettersport geleistet. Im Oktober 2017 schaffte sie es als erste Frau (und dritter Mensch überhaupt), eine Route mit dem Schwierigkeitsgrad 9b zu begehen: La Planta de Shiva in Villanueva del Rosario in Spanien. Sie war in den zwei Jahren zuvor sieben Mal an der Route gescheitert und hatte sie im Vorfeld sogar in ihrer Trainingshalle nachgebaut. Trotzdem war sie bis zum Schluss nicht sicher, ob sie La Planta de Shiva jemals schaffen würde und kämpfte zusätzlich mit Verletzungen.

Das ist auch eine Eigenschaft, die uns an Angy beeindruckt und inspiriert, nämlich wie offen sie mit ihren Gedanken, Fragen und Selbstzweifeln umgeht und ihre Erfahrungen teilt. Denn beim Klettern ist Fallen vorprogrammiert und Verletzungen passieren. Aber sie demonstriert mit ihrer Ausdauer, dass es möglich ist, trotzdem Höhenflügen beim Klettern hinterherzujagen.

Matilda Söderlund (Schweden)

Matilda lebt in Stockholm und klettert wetterbedingt viel in der Halle. Ihr Herz schlägt aber fürs Sportklettern draußen in der Natur. Dafür reist sie viel durch die Weltgeschichte, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen am Fels. Bei ihren Reisen dreht sich alles ums Klettern. Was sie antreibt: neue Herausforderungen und der Drang, über ihre körperlichen und mentalen Grenzen hinauszuwachsen. Ihre bisher schwierigste Route im Lead war The Elder Statesman (9a) im Frankenjura, aber auch zu Hause in Schweden hat sie 2020 die Begehung eines 8b-Boulders namens Armstrong assis bei Nockeby geschafft. Damit ist sie ihrem Ziel, unterschiedliche Disziplinen im Klettern zu meistern, ein ganzes Stück nähergekommen.

Klettern ist etwas, das Matilda nur für sich macht – eine individuelle Challenge. Aber sie freut sich auch, andere Menschen (besonders Mädchen) für den Sport zu begeistern und sie zu inspirieren, ihre Ziele und Träume zu verfolgen. Außerdem engagiert sie sich für Nachhaltigkeitsthemen, um die Umwelt beim Klettern zu erhalten.

Petra Klingler (Schweiz)

Petra hat unzählige Medaillen im Klettern in der Tasche. Allen voran war sie 2016 Weltmeisterin im Bouldern. Aber uns beeindruckt besonders, in wie vielen Disziplinen sie aktiv ist und ganz oben mitmischt: Bouldern natürlich, aber auch Lead-, Speed- und Eisklettern. Sie scheint völlig im Klettern aufzugehen und es von morgens bis abends zu leben. So betrachtet sie Eisklettern zum Beispiel als Ausgleich zum eigentlichen Training, obwohl sie auch hier an Wettkämpfen teilnimmt. In ihr steckt ein unglaublicher Bewegungsdrang, den sie beim Klettern ausleben, bündeln und gezielt einsetzen kann. Was ihr beim Klettern zugutekommt, ist ihre unbändige Kraft, ausgeprägte Fingerfertigkeit und ihr Durchhaltevermögen. Sie feiert so ziemlich jede Route mit einem Lachen und scheint beim Klettern einfach glücklich zu sein, egal bei welcher Disziplin oder bei welchem Schwierigkeitsgrad.

Obwohl der Leistungssport sie voll einspannt, hat sie zwischen Training und Wettkämpfen auch noch Sportwissenschaft und Psychologie an der Uni Bern studiert. Auch das war ein Ausgleich zum Klettern, zeugt aber auch von ihrer Leidenschaft für Sport im Allgemeinen.

Babsi Zangerl (Österreich)

Immer wieder etwas Neues ausprobieren und ihre Grenzen verschieben – das ist es, was Babsi am Klettern fasziniert. Nach einigen Jahren in der Halle, fing sie an draußen zu bouldern und stellte fest, dass es völlig anders war – und noch mehr Spaß machte. Als eine Rückenverletzung die Bodenlandungen beim Bouldern unmöglich machte, stieg sie zur Erholung aufs Sportklettern um und entdeckte auch hier neue Seiten beim Klettern. Heute kombiniert sie möglichst unterschiedliche Kletterstile, erkundet neue Regionen für sich und verbringt so viel Zeit wie möglich draußen in der Natur, am Fels und in den Bergen.

Sie beschreibt sich selbst als sehr stur und diese Beharrlichkeit ist es, die es ihr ermöglicht hat, als erste Frau zahlreiche Routen zu begehen, aber hauptsächlich sucht sie sich ihre Routen danach aus, ob diese landschaftlich schön sind und sie ansprechen. Sie plant oder trainiert nicht direkt für bestimmte Routen, sondern erarbeitet sie sich Stück für Stück. Auch wenn sie nicht damit hinterm Berg hält, dass sie manchmal Angst beim Klettern und großen Respekt vor den Gefahren hat, treibt sie ihr Abenteuergeist an. Babsi wurde 2019 vom National Geographic zum „Adventurer of the Year“ gekürt.

Rannveig Aamodt (Norwegen)

Rannveig lebt teilweise in ihrer Heimat Norwegen und teilweise in Colorado in den USA. An beiden Orten findet sie Kletterrouten in Hülle und Fülle, aber sie reist auch zu anderen Kletterorten weltweit, immer auf der Suche nach neuen Routen. Gerade wenn es schwierig wird, steigt ihre Motivation. Ihre bevorzugte Disziplin ist Mehrseillängen- und Trad-Klettern. Hier wird die Sicherungsausrüstung erst beim Klettern an der Wand platziert und muss anschließend wieder entfernt werden. Dieser Prozess ist arbeitsintensiv, aber erschließt umso vielfältigere Routen und gerade das ist es, was Rannveig anspornt.

2012 zog sie sich bei einem 15 Meter tiefen Fall mehrere schwere Knochenbrüche zu und saß für einige Monate im Rollstuhl. Aber durch intensive Reha, Willensstärke und Dankbarkeit für jeden kleinen Erfolg kletterte sie schon acht Monate später in Thailand ihre bis dahin schwierigsten Routen mit Schwierigkeitsgraden 8a und 8a+. Neben dem Klettern ist sie auch Fotografin, Autorin, trainiert junge Kletter*innen in Norwegen und unterrichtet Yoga.


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Die Natur hat ihre eigenen Regeln. Sie ist klug, sensibel, inspirierend und stärker, als du denkst. Genau wie die Frau in der Natur: Eine weise Leaderin mit Umweltbewusstsein, unermüdlich in ihrem Streben, achtsam und unglaublich inspirierend. Erfahre Geschichten über unsere Arbeitskolleg*innen, die über ihre Leidenschaften erzählen, Kletterer*innen, von denen du vielleicht noch nie etwas gehört hast (was schade ist) und vorbildliche Führungspersönlichkeiten in der Outdoor-Branche.